Ein unterschätzter Schlüssel zur Gesundheit
Cortisol ist eines der wichtigsten Hormone in unserem Körper. Es wird oft als „Stresshormon“ bezeichnet – und das zurecht: Cortisol hilft uns, akute Belastungen zu bewältigen und sichert in stressigen Situationen unser Überleben.
Doch was viele nicht wissen: Chronisch erhöhte Cortisolspiegel gehören heute zu den häufigsten, stillen Gesundheitsrisiken – und können zahlreiche Erkrankungen fördern.
In diesem Artikel erfahren Sie, was Cortisol ist, wie es im Körper wirkt und warum es so wichtig ist, den eigenen Cortisolspiegel im Blick zu behalten.
Was ist Cortisol?
Cortisol ist ein Glucocorticoid-Hormon, das in der Nebennierenrinde produziert wird.
Die Ausschüttung von Cortisol wird über die sogenannte HPA-Achse gesteuert (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse).
Cortisol hat viele lebenswichtige Funktionen:
- es reguliert den Blutzuckerspiegel
- beeinflusst den Stoffwechsel von Fetten, Eiweißen und Kohlenhydraten
- steuert den Blutdruck
- wirkt entzündungshemmend
- reguliert den Schlaf-Wach-Rhythmus
- mobilisiert Energie in Stresssituationen ("fight or flight")
Kurzfristig ist diese Stressreaktion überlebenswichtig. Langfristig – bei chronischer Belastung – wird sie jedoch zum Problem.
Was passiert bei dauerhaft erhöhtem Cortisol?
Unser Körper ist nicht dafür gemacht, dauerhaft im „Alarmmodus“ zu sein. Chronischer Stress (psychisch oder körperlich) führt dazu, dass Cortisol dauerhaft erhöht bleibt. Das wiederum hat weitreichende Folgen für unsere Gesundheit.
Die häufigsten Risiken chronisch erhöhter Cortisolspiegel:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bluthochdruck, erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall
- Stoffwechselstörungen: Insulinresistenz, Typ-2-Diabetes, viszerale Fettansammlung (Bauchfett)
- Immunsuppression: erhöhte Anfälligkeit für Infekte und Autoimmunerkrankungen
- Schlafstörungen: Einschlaf- und Durchschlafprobleme, chronische Erschöpfung
- Psyche: Depressionen, Angststörungen, Burnout
- Zellalterung: beschleunigte Telomerverkürzung, oxidative Zellschäden → vorzeitiges Altern
- Kognitive Beeinträchtigungen: Konzentrations- und Gedächtnisprobleme
- Knochenabbau: erhöhtes Osteoporoserisiko
Fazit: Dauerhaft zu viel Cortisol macht auf lange Sicht krank.
Symptome, die auf eine Cortisol-Dysregulation hinweisen können
Achten Sie auf folgende Anzeichen:
- Chronische Müdigkeit trotz Schlaf
- Konzentrationsprobleme
- Gewichtszunahme, speziell im Bauchbereich
- häufige Infekte
- Schlafstörungen
- Reizbarkeit, depressive Verstimmungen
- Heißhunger auf Süßes
- Bluthochdruck
Viele dieser Symptome werden nicht mit Stress oder Cortisol in Verbindung gebracht – daher bleibt das Problem oft unentdeckt.
Warum ist es sinnvoll, den eigenen Cortisolspiegel zu messen?
Nur was man misst, kann man steuern. Der Cortisolspiegel im Blut oder Speichel zeigt, wie stark Ihr Körper aktuell belastet ist. Gerade der zirkadiane Rhythmus von Cortisol (morgens hoch, abends niedrig) gibt wertvolle Hinweise darauf, ob die Stressachse (HPA-Achse) gesund reguliert ist.
Mit einem zuverlässigen Test erkennen Sie:
- akute Stressbelastung z.B. Übertraining, Schlafmangel, mentale Belastung
- chronische Dysregulation z.B. Burnout-Risiko, langfristige Gesundheitsgefährdung
- Verlauf und Erfolg von Gegenmaßnahmen: Lifestyle, Ernährung, Entspannungstraining
Kann man Stress zuverlässig messen?
Ja — Stress ist heute wissenschaftlich gut messbar, wenn man die richtigen Parameter berücksichtigt.
Wichtig ist dabei zu verstehen: Stress ist ein komplexes, vielschichtiges Geschehen.
Es reicht nicht aus, nur zu fragen „Fühle ich mich gestresst?“, denn viele Prozesse laufen im Körper unbemerkt ab.
Wie lässt sich Stress messen?
- Hormonebene: Cortisol und Cortison im Speichel zeigen, wie stark Ihre Stressachse (HPA-Achse) aktuell aktiviert ist.
- Genetische Veranlagung: Gene beeinflussen, wie effizient Sie Stresshormone abbauen und wie stark Ihr Körper auf Stress reagiert. Das erklärt individuelle Unterschiede in der Stressresilienz.
- Zelluläre Ebene: Gene steuern auch, wie gut Ihr Körper oxidativen Stress und Umweltgifte neutralisieren kann. Entscheidend für die langfristige Belastbarkeit Ihrer Zellen.
Fazit
Nur wenn man alle drei Ebenen kombiniert betrachtet, erhält man ein wirklich aussagekräftiges Bild. Stress sollte aus allen Ebenen „360° Sicht“ betrachtet werden:
- Wie belastet bin ich aktuell?
- Wie gut komme ich mit Stress grundsätzlich klar?
- Wie schützt mein Körper sich auf Zellebene?
Also: Chronischer Stress und dauerhaft erhöhte Cortisolspiegel gehören heute zu den größten Gesundheitsrisiken. Wer seinen persönlichen Stressstatus kennt, kann gezielt gegensteuern und Krankheiten vorbeugen. Die gute Nachricht – Stress lässt sich wissenschaftlich fundiert messen. Das Kredo: Nur was ich messe, kann ich ändern. Und wenn ich messe, dann ganzheitlich – die „360° Sicht“ ist entscheidend.